Rolf Redlin Die Autoren-Website

Rolf Redlin
Bullenbeißer
Kriminalroman
Broschur
264 Seiten,
14,00 EUR (D)
ISBN: 978-3-939542-87-2
Männerschwarm Verlag Hamburg

Per GPS zum tödlichen Kampf
Lars Brentrop ist Streifenpolizist. Eines Abends drückt ihm sein Kumpel Gerd einen Zettel mit einer rätselhaften Ziffernfolge in die Hand: »Falls ich mich bis morgen nicht bei dir melde«. Lars ahnt nicht, dass der Zettel die GPS-Koordinaten enthält, die Gerd zu seinem Mörder führen. Als Gerd am Stadtrand von Hamburg tot aufgefunden wird, fühlt Lars sich gefordert. Undercover ermittelt er in der Ringerszene und in einem dubiosen Filmstudio. Dabei lernt er Flo und Orkan kennen, zwei Männer, die ihm schließlich sogar das Leben retten.
Den andern ›auf die Matte‹ zu kriegen wird gern als Anmachmetapher benutzt - hier ist es wörtlich gemeint. Beim Raufen oder im Kampf den Körper des Andern zu spüren ist zweifellos eine geile Sache, und dementsprechend hat sich eine eigene Szene von schwulen Kampf-Freaks entwickelt, mit Vereinen, Internetforen und allem drum und dran. Im Internet werden auch Treffen in freier Natur vereinbart, bei denen sich zwei fremde Männer an bestimmten GPS-Koordinaten treffen und wie echte Feinde übereinander herfallen.
Solche Blind-dates im Unterholz geben Adrenalinjunkies den besonderen Kick, aber es kann auch schlimmer kommen: ein Mörder bestellt sich per Ringerforum seine Opfer in den Wald, wo er ihnen die Halsschlagader abdrückt. Der Polizei fehlt jeder Anhaltspunkt, bis Lars Brentrop an einem frischen Tatort auftaucht. Lars ist Streifenpolizist in Düsseldorf, lebt bisher heterosexuell, hat jedoch von einem schwulen Trainingspartner im Fitnessstudio als Rückversicherung die Koordinaten von dessen Kampfverabredung erhalten. Die Hamburger Kollegen, in deren Bereich die Morde geschehen, setzen Lars als Undercover-Ermittler ein.
Nach und nach lernt Lars eine Reihe interessanter Typen kennen: Flo, einen Kollegen, der offen schwul lebt, Orkan, den Sicherheitsmann einer Möbelfirma, der nebenbei in Ringer-Pornos mitspielt, Karsten, den Produzenten eines erfolgreichen Pornolabels, und Thorsten Hamann, seinen Vorgesetzten bei der Hamburger Polizei, ein schweigsamer Hetero, der mit Lars jedoch die Leidenschaft für Motorräder teilt. Auch Manfred und Toralf aus dem Roman ›Bodycheck‹ haben noch einmal einen kleinen Gastauftritt.
Über einen Mangel an Spuren kann Lars sich nicht beklagen, aber bei genauerer Recherche ergeben sich meistens ganz harmlose Erklärung. Doch zu einem Zeitpunkt, als niemand mehr damit rechnet, kommt der Mörder aus der Reserve. Mehr wollen wir hier nicht verraten.


bullenbeißer

Bullenbeißer interaktiv mit der Maus auf der Landkarte
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Das Bullenbeißer-Video auf YouTube
Nach dem Klicken auf diesen Link öffnet sich das Video in YouTube.


Rezensionen
Angenehm fließende Grenzen
Ansgar Drücker in HIVNachrichten 2010/07

Ein spannender Krimi aus Hamburg: (…) Wie bereits in ›Bodycheck‹ beschreibt der Autor auch in diesem Buch detailreich und anschaulich den ganz eigenen Männlichkeitskult des Kampfsports.
Gesucht wird schließlich ein Serienmörder (...) Und dazu steigt der bekennende Hetero Lars Bentrop nicht nur überzeugend in schwule Ringer-Chats ein, sondern lässt auch sonst manche Grenzüberschreitung zu. Und er lernt spannende Männer kennen, einen offen schwulen Polizisten, einen Darsteller und einen Produzenten von Ringer-Pornos und andere mehr. Als der Hamburger Erste Bürgermeister Interesse am Fall zeigt, steigt der Druck zu seiner Lösung weiter an.
Interessant geschildert wird das langsame Einleben des Heteros in die schwule Ringerszene. Letztendlich verbindet die Lust an der besonderen Körperlichkeit beim Kampfsport alle Beteiligten stärker als ihre sexuelle Orientierung – und das macht die Grenzen angenehm fließend. Und wer auf Muskeln steht, kommt auf seine Kosten, auch ohne Bilder…

Gewalt und Arbeiterszene
XTRA! 06/2010

Die Romane Redlins zeichnen sich durch Muskeln, Gewalt und Arbeiterszene aus.

Gute Charaktere, guter und spannender Plot
Uta in Büchereule.de 12.04.2010

Lars ist maskulin, selbstbewusst und sympathisch, eben ›ein ganzer Kerl‹. Dazu gehört neben Krafttraining und Motorradfahren wohl auch, dass die wichtigsten Utensilien in seiner Küche die Mikrowelle und - für das Bier - der Kühlschrank sind. (...)
Wird Lars den Killer finden? Und wird Lars doch irgendwann einen Mann küssen? Fragen über Fragen. Die wichtigste Frage jetzt für mich, treffen wir Lars in einem neuen Fall bald wieder?
Die Charaktere wirken echt, auch der Erzählstil wirkt realistisch. Die Geschichte wird in der ersten Person, durch Lars, erzählt. In zur Geschichte passender klarer Sprache wird auch gesagt, dass Sex stattfindet, es ist aber nie explizit oder pornographisch. ›Bullenbeisser‹ wird
sicher keine Literaturpreise gewinnen, der Kriminalfall hätte vielleicht noch ein bisschen komplexer sein können, aber ich habe an dem Buch nichts auszusetzen. Gute Charaktere, guter und spannender Plot und auch Humor. Gute Unterhaltung! Und neben den Blondinen und den Schwulen fand auch ich Lars ziemlich sexy.

Stadtgeschichten: Männer, Muskeln, Mörder
Axel Schock interviewt Rolf Redlin in Hinnerk 04/10

Rolf Redlin (51) hat nicht nur ein Faible für Motorräder, sondern auch für echte Kerle. Nach seinem Romandebüt »Bodycheck« macht der 51-Jährige nun in seinem Krimi »Bullenbeißer« die Forste im Norden Hamburgs unsicher.

Mit dem Tod ringen
Rolf G. Klaiber in Leo 4/2010

Redlins erster Krimi ist durchaus spannend und dröselt nicht ungeschickt und psychologisch glaubwürdig das Thema »attraktiver Hetero und Schwulsein« auf.

Spermatreibende Kraftmeierei
Männer 3/2010

»Bullenbeißer« ist ein Krimi, in dem es mehr auf die Haut als unter dieselbe geht. Aber trotz aller spermatreibenden Kraftmeierei will man irgendwie doch wissen, wer da im Wald zuschlägt. Am besten im Gym lesen!

Bullenbeißer
blu.fm, 26. März 2010

Autor Rolf Redlin schlägt wieder zu. Das ist bei diesem Kriminalroman fast wörtlich zu nehmen, denn das Milieu der Hinterhofschwitzbuden und der noch recht frischen hochtechnisierten Freiluftringerkultur bilden den Rahmen für dieses Katz und Maus Spiel zwischen verdecktem Ermittler Lars Brentrop und dem Mörder, der seine Opfer per GPS-Koordinaten zu anonymen Kämpfen in den Wald bestellt. Brentrop, eigentlich heterosexuell, taucht in eine zwielichtige und testosterongeschwängerte Halbwelt von schwulen Fitnessjunkies und Amateurpornodarstellern ein. Knisternde Spannung garantiert.

Mord in der Ringerszene
Display 3/2010

Nach seinem Debüt »Bodycheck« aus dem Jahr 2009 legt der deutsche Autor Rolf Redlin nun auch mit »Bullenbeisser« einen Roman aus dem eher rustikalen Milieu vor. lm Zentrum seines Zweitlings stehen denn auch der Körper, die Kraft und die schwule Ringerszene. (…) Spannend und nordisch-herb!


Leseprobe
Prolog
53.728889,10.140833
Hamburg, Duvenstedter Brook

Die Stimme war sein Freund. Sie belog ihn nie. Er konnte sich auf sie verlassen, sie gab ihm ein Gefühl der Sicherheit.
Jetzt zum Beispiel. Er fuhr in einen Kreisverkehr hinein. Die Stimme hatte vorgeschlagen, im Kreisel gleich die erste Straße rechts abzubiegen. Er hatte nicht auf sie gehört. Manchmal brachte es ihm Spaß, einfach nicht zu tun, was die Stimme von ihm verlangte. Einfach mal unkooperativ sein. Im Job hätte er sich das nie getraut. Dabei war es so einfach: Statt abzubiegen im Kreisverkehr bleiben, nichts weiter. Er genoss das Gefühl, aus der Reihe zu tanzen.
Wie immer blieb die Stimme ganz ruhig. Jeder normale Mensch hätte jetzt protestiert: Hallo, hab’ ich nicht gesagt, du sollst die Erste rechts abbiegen? Manch einer wäre vielleicht sogar aus der Haut gefahren. Wörter wie Idiot oder andere Schimpfworte wären gefallen. In der Folge hätten sich Eheleute zerstritten und gute Freunde für immer entzweit.
Die Stimme blieb verbindlich und freundlich, ließ ihn einfach eine Ehrenrunde drehen und gab ungerührt erneut die Anweisung, rechts abzubiegen. Er wollte kein Spielverderber sein, folgte der Anweisung und bog ab.
Gestern am späten Abend hatte er einen Zifferncode eingegeben und die Stimme hatte ihn über Nacht verlässlich ans Ziel geführt. Den Code hatte er per Web-Messenger bekommen. Zunächst hatte er nicht gewusst, wohin es ging. Sie waren erst nach Osten und dann lange in Richtung Norden gefahren, hatten Dortmund, Münster, Osnabrück und Bremen passiert und waren jetzt in Hamburg angekommen. Auf die Stimme konnte er sich verlassen. Der BMW schnurrte und glitt dahin. Er fühlte sich sicher und behütet.
Und er ging immer auf Nummer Sicher. Den Zifferncode hatte er seinem Trainingspartner Lars gegeben - ein Bulle, wie er im Buche stand. War noch jung, grad Ende Zwanzig. Er hatte diesem Lars einen Umschlag gegeben und gesagt: ›Wenn du bis morgen Mittag keinen Anruf von mir bekommst, dann mach ihn auf.‹
Lars hatte nicht weiter nachgefragt. Sie hatten überhaupt nie viel miteinander geredet. Eines Tages hatte Lars ihm geholfen, die Hantel beim Bankdrücken abzulegen. Von da an trainierten sie zusammen. Er wollte nicht reden, sondern einfach nur in seiner Nähe sein. Er hatte sich auf den ersten Blick in Lars verliebt und wusste, dass diese Liebe keine Zukunft hatte. Besser zweimal wöchentlich trainieren und ein bisschen träumen. Manchmal kam er nicht, dann hatte er irgendwelche Einsätze. Lars war pflichtbewusst; im Laufe der Zeit hatte er sich angewöhnt, rechtzeitig Bescheid zu sagen. Mittlerweile kannte er sogar Lars’ Dienstplan. Lars dagegen wusste nichts von ihm.
Leere Straßen am Hamburger Stadtrand und die Stimme gab weiter ihre Anweisungen. Er bog nach links auf einen Wanderparkplatz ab. Der Parkplatz grenzte an eine Wiese. Highland-Rinder grasten im Morgennebel. Er stellte den Motor ab und holte tief Luft. Nun musste er ohne die Stimme auskommen. Erste Sonnenstrahlen blitzten durch hellgrüne Buchenblätter. Gleich war es soweit. Er würde sich wieder einmal erlauben, aus der Reihe zu tanzen.
Er dachte an die Firma, an die Ausschreibung in Caracas, die sie gewinnen wollten und an die E-Mail aus Singapur, die er unbedingt nach seiner Rückkehr beantworten musste. Alles so weit entfernt und so klein. Er öffnete die Tür.
Die Luft draußen erschien ihm kühl, dabei war es schon Ende Mai. Er nahm die Krawatte ab, zog das Hemd aus, legte beides ordentlich auf die Rückbank und schlüpfte in ein Sweatshirt. Er hatte extra eines mitgenommen, dass nicht zu weit war, wollte dem Gegner möglichst wenig Angriffsfläche bieten. Er setzte sich auf den Fahrersitz, die Beine nach außen, und öffnete die Halbschuhe. Er zog die Tuchhose aus und stieg in eine kurze Trainingshose. Als er die Laufschuhe zuschnürte, fühlte er sich startbereit.
Er streckte die Finger aus. Waren ganz ruhig, beide Hände! Perfekt! Andere Zeitgenossen stürzten sich an Gummibändern von Brückengeländern... Er lächelte in sich hinein. Das war kindisch. Tief durchatmen und nicht die Übersicht verlieren. Er musste nur dem Plan folgen.
Stufe Eins: Warm machen. Er lief auf dem Parkplatz im Kreis, mindestens zwanzig Runden, beim Zählen kam er durcheinander. Es folgten einige Sprints, die sich mit Liegestützen abwechselten. Er klopfte den Sand von den Händen.
Stufe Zwei: Strecken, das ganze Programm. Er drückte gegen einen einzeln stehenden Baum, spürte jeden Muskel in den Beinen. Hoffentlich machten die Waden keine Schwierigkeiten, er neigte zu Krämpfen. Dehnübungen für Brust und Brustwirbel, das brauchte er gewiss. Und dann schön lockern!
Aus der Hosentasche auf dem Rücksitz piepte es: seine Breitling. Das war das Signal, sechs Uhr Morgens. Er musste los. Sonnenstrahlen brachen sich jetzt im Blätterdach der Buchen, was für ein perfekter Tag. Der Adrenalinpegel war ebenso perfekt, alle Sinne auf Empfang, alles unter Kontrolle.
Der Gegner. Bisher hatte er sich über den Gegner keine Gedanken gemacht. Was brächte das auch. In einer halben Stunde würde er vermutlich wieder im Wagen sitzen. Als strahlender Sieger oder besiegt, in jedem Fall ziemlich schmutzig.
Er trabte los, den beschriebenen Waldweg entlang. Der Gegner konnte irgendwo lauern. Bloß wo? Er spürte den Puls und war doch ganz ruhig. Hochkonzentriert. Wie mochte der Gegner aussehen, wie ihn erkennen?
Mach’ dir keine Gedanken, ich erkenne dich, hatte der Gegner ihm geschrieben.
Er sah den Gegner nicht kommen. Auf einmal war der da. Er dachte nicht, reagierte nur. Instinktiv: Griffe, Würfe, Schläge. Der Gegner war überall zugleich. Überall und nirgends. Verdammt! Er fand sich selbst am Boden wieder. Der gegnerische Arm legte sich um seinen Hals. Er spürte noch den klammernden Griff. Seine Abwehr scheiterte. Die Klammer an der Halsschlagader schloss sich. Ihm wurde schwarz vor Augen.